Was genau unter Hochbegabung zu verstehen ist, wird nicht einheitlich beurteilt

 

Was genau unter Hochbegabung zu verstehen ist, wird nicht einheitlich beurteilt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird eine Person in Deutschland als hochbegabt bezeichnet, wenn sie in einem anerkannten IQ-Test einen Wert von 130 oder mehr erreicht hat. Aus meiner Sicht ist es jedoch in diesem Fall korrekt, von Hochintelligenz und nicht von Hochbegabung zu sprechen. Denn eine besondere Fähigkeit bedeutet noch nicht, dass die Person diese Fähigkeit auch entsprechend entwickelt und auslebt. Erst wenn das geschieht, rede ich von Begabung. Beispiel: Zwei Kinder können für ihr Alter und ohne Üben wunderbar Tiere und Gesichter zeichnen. Aus irgendeinem Grund spielt das eine Kind in seiner Freizeit nur mit seinem Smartphone. Sein Zeichntalent wird nicht entwickelt; möglicherweise verkümmert es gar irgendwann. Das andere Kind erhält Zeichnunterricht und verbringt jede freie Minute mit seinem Block und Stiften. Sein Talent kann sich zur Begabung entfalten.

Was genau unter Hochbegabung zu verstehen ist, wird nicht einheitlich beurteilt. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird eine Person in Deutschland als hochbegabt bezeichnet, wenn sie in einem anerkannten IQ-Test einen Wert von 130 oder mehr erreicht hat. Aus meiner Sicht ist es jedoch in diesem Fall korrekt, von Hochintelligenz und nicht von Hochbegabung zu sprechen. Denn eine besondere Fähigkeit bedeutet noch nicht, dass die Person diese Fähigkeit auch entsprechend entwickelt und auslebt. Erst wenn das geschieht, rede ich von Begabung. Beispiel: Zwei Kinder können für ihr Alter und ohne Üben wunderbar Tiere und Gesichter zeichnen. Aus irgendeinem Grund spielt das eine Kind in seiner Freizeit nur mit seinem Smartphone. Sein Zeichntalent wird nicht entwickelt; möglicherweise verkümmert es gar irgendwann. Das andere Kind erhält Zeichnunterricht und verbringt jede freie Minute mit seinem Block und Stiften. Sein Talent kann sich zur Begabung entfalten.

Alles könnte so einfach sein, wenn und weil eine Hochintelligenz früh genug entdeckt und gefördert und sich zur intellektuellen Hochbegabung entwickeln könnte, die dann auch in hohen Leistungen und einem zufriedenen erfüllten Leben resultieren würde. Hierbei stoßen wir jedoch auf drei Hürden. Nr. 1: Die hohe Intelligenz wird gerade nicht früh genug erkannt. Nr. 2: Intelligenz braucht positive soziale und emotionale Voraussetzungen (Familien- und Schulsituation), um sich zur Begabung entwickeln zu können. Nr. 3: Nur wenige Ergebnisse und Produkte hoher Begabung sind sozial als Leistungen anerkannt. Darüber hinaus wird sehr viel, das gesellschaftlich als Leistung angesehen wird, nicht durch hohe Begabung erreicht, sondern durch bestimmte nicht mit Intelligenz oder Begabung verknüpfte Persönlichkeitseigenschaften (z.B. Anpassungsfähigkeit, Resilienz, Stressresistenz, Fleiß, Ausdauer, Ehrgeiz), durch äußere Zufälle (Geburt in einer wohlsituierten, gebildeten Familie, die ihre Kinder bestmöglich fördern kann) oder durch negative Persönlichkeits-Merkmale (insbesondere Züge von narzisstischen Persönlichkeitsstörungen wie übersteigerter Ehrgeiz, Machtstreben, Machtmissbrauch, „Ellbogen-Mentalität“, usw.).

Je nachdem, welche Hürden sich individuell stellen, können wir grob drei prototypische Gruppen von Biographieverläufen Hochintelligenter unterscheiden: Wird die hohe Intelligenz weder erkannt noch gefördert, so kommt es häufig zum so genannten „Underachieving“: Nicht nur, dass die hochintelligente Person keine Höchstleistungen erbringt, sie bleibt in ihrer Bildungs- und Berufsbiographie objektiv „unter dem Durchschnitt“ und individuell unerfüllt. Diese Personen haben häufig ein völlig verzerrtes Selbstbild, leiden an mangelndem Selbstwertgefühl und einer für sie undefinierbaren inneren Leere, die daraus resultiert, einen wesentlichen Teil der eigenen Persönlichkeit vollständig zu ignorieren oder gar zu negieren. Die zweite Gruppe hat in Kindheit und Jugend dagegen ein annehmendes und förderndes soziales Umfeld erlebt und konnte sich entfalten. Diese Personen gelten als schlau, klug, fleißig, erfolgreich, heben sich aber im sozialen Status nicht unbedingt von anderen Nicht-Hochbegabten mit ähnlicher Biographie ab. Die dritte Gruppe wurde nicht nur mit ihrer intellektuellen Begabung gefördert, sondern hat auch Persönlichkeitseigenschaften mitgebracht, die zu sozialen Erfolgen befähigen, und diese auch ausgelebt. In Kombination haben diese Persönlichkeitseigenschaften und die intellektuelle Hochbegabung zu besonders bemerkenswerten, herausragenden Erfolgen geführt. Natürlich sind dies, wie eingangs angemerkt, prototypische Beschreibungen. In Wirklichkeit sind die Übergänge fließend.

Die Prävalenz von Hochbegabung (IQ ab 130) wird mit 2% angegeben. Der Definition liegt das Modell zu Grunde, dass die Intelligenzverteilung in der Bevölkerung einer Gaußschen Glockenkurve entspricht. Bei einer Standardabweichung vom Mittelwert, nämlich einem IQ ab 115, spricht man danach von hoher Intelligenz, bei zwei Standardabweichungen, nämlich einem IQ von 130, dann (terminologisch außerhalb der Logik) von Hochbegabung, richtig: Hochintelligenz.