Keine anerkannte neurowissenschaftliche Definition
Den Begriff Hochsensibilität importierte Elaine Aron Ende der 90er Jahre mit ihrem Standardwerk „Highly Sensitive Person“, das im Deutschen ohne genauere Differenzierung mit Hochsensibilität übersetzt wurde. Bis heute existiert keine eindeutige anerkannte neurowissenschaftliche Definition des Phänomens. Die genaue Unterscheidung zwischen Hochsensibilität und Hochsensitivität gelingt auch Experten nicht genau. Für die Ermittlung der Hochsensibilität (und der Hochsensitivität) gibt es keine wissenschaftlich fundierten Tests.
Hochsensibilität ist nach meinem Verständnis eine besondere Ausprägung der fünf körperlichen Sinne und nicht mit Nervosität und Empfindlichkeit zu verwechseln. Aufgrund ihrer neurologischen Prädisposition haben Hochsensible eine erhöhte Empfänglichkeit für Reize wie z.B. Licht, Gerüche und Geräusche. Betroffene leiden aufgrund ihrer hohen Wahrnehmungsfähigkeit oft an Reizüberflutung und brauchen gute Schutzmechanismen. Eigene Grenzen können kaum wahrgenommen werden, wodurch Überforderung und Burnout entstehen können.
Hochsensibilität kann sich in allen Lebenssituationen als schwierig erweisen. Einen individuellen Weg zwischen Anpassung und Abgrenzung zu finden, kann unter Umständen eine Lebensaufgabe sein. Gelingt es, die eigene Hochsensibilität in den Alltag zu integrieren, so kann diese ganz besondere Gabe für einen selbst und für das Umfeld eine große Bereicherung sein. Hier kann professionelle Unterstützung wirksam sein.
Es seien nur einige Merkmale der Hochsensibilität genannt:
- Licht- und Geräuschempfindlichkeit
- ausgeprägtes intuitives Denken
- langer emotionaler Nachklang des Erlebten
- starke Beeinflussbarkeit durch Stimmungen anderer Menschen
- hohe Schmerzempfindlichkeit
Anlässe für ein Coaching können sein:
- Wunsch nach Selbstakzeptanz
- Wunsch nach Abgrenzung
- Integration der Hochsensibilität
- Potentialentfaltung
- Vertieftes Verständnis von Hochsensibilität
- Hochsensibilität vs Hochsensitivität vs Hochbegabung
Hochsensibilität, Hochsensitivität und Hochbegabung sind drei Phänomene, die unabhängig voneinander oder auch in Kombination miteinander auftreten können. Wer hochsensibel ist, ist nicht gleichzeitig hochbegabt und umgekehrt. Die in diesem Zusammenhang auftretende wissenschaftliche Frage des Verhältnisses von Hochsensibilität und Hochbegabung ist noch ungeklärt. Eine Unterscheidung der drei Phänomene ist sehr wichtig für das eigene Selbstverständnis. Mit professioneller Unterstützung können Betroffene Akzeptanz und Integration ihrer Besonderheit erlernen und so einen bestmöglichen Umgang mit ihren Potentialen und Schwierigkeiten finden – für eine nachhaltig gesunde Lebensform.
Alma Drekovic